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Lustvolle Beliebigkeit vor der Apokalypse

Anmerkungen zur Sonderausstellung „1913: Bilder vor der Apokalypse“ im Franz Marc Museum, Kochel (13. Oktober 2013 bis 19. Januar 2014)

In ihrer Konzeption ist die Ausstellung in Kochel angelehnt an Florian Illies Bestseller 1913 – Der Sommer des Jahrhunderts (S. Fischer), in dem in lose-anekdotischer Folge Monat für Monat zentrale Ereignisse aus Politik, Gesellschaft und Geschichte, aber auch eines blühenden literarisch-künstlerischen Schaffens im Jahr vor Ausbruch des ersten Weltkriegs aneinandergereiht werden.

Der Besucher wird gleich in der vom Foyer aus einsehbaren großen „Lounge“ ins kalte Wasser dieses postmodern anmutenden Konzepts getaucht: Die Wände ringsum sind über und über bedeckt mit einer Chonologie des Jahres 1913, die den wichtigsten in Illies Buch aufgenommenen Ereignissen folgt.

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(Bild: Das Franz-Marc-Museum in Kochel, grafisch abstrakt verfremdet)

Was auch immer der Ausstellungstitel an Assoziationen hervorrufen mag, Buch wie auch Ausstellung selbst – so informiert uns die äußerst spärlich gehaltene Dokumentation – „verweigern in ihrer Breite und Qualität lustvoll jede eindimensionale Deutung“ (Illies). Sie zielen also gerade nicht darauf ab, den Werken der klassischen Moderne der letzten Vorkriegsjahre rückblickend eine mögliche Vorahnung des Unheils unterzuschieben und damit den Künstler in die Rolle eines „unbestechlichen Seismographen für die Erschütterungen der Zeit in Dienst zu nehmen“. Vielmehr soll eine „objektive“ Sichtweise eingenommen werden. Wie objektiv Illies als literarischer Chronist des Jahres 1913 wohl sein mag, fragt man sich da natürlich, denn als Schriftsteller arbeitet auch er perspektivisch, wählt aus, verwirft und will unterhalten. Zu diesem Schluss kommt auch Hans von Trotha, der in dem Buch alles andere als eine historische Analyse sieht und den Lesern empfiehlt, es „bei aller objektiven Faktendichte als höchst subjektive und feuilletonistische Zusammenstellung [zu] lesen, die nicht zuletzt auch auf die funkelnde Pointe zugeschnitten ist“[1].


Sehenswerte Werke der klassischen Moderne

Im themenbezogenen zweiten Stock des Museumswürfels, der durch große Glasflächen immer wieder beeindruckende Blicke auf den Kochelsee und die nebelumwobenen Gipfel von Herzogstand und Heimgarten eröffnet, finden wir also fraglos sehenswerte Werke der klassischen Moderne: von Mackes Hutladen über Marcs Zwei Katzen bis hin zu Kirchners Blaue Artisten. Und um der ‚Komplexität‘ der Illiesschen Buchidee gerecht zu werden, sollen die also gerade nicht durchweg etwas mit Kriegsahnung zu tun haben. Man fragt sich hier allerdings, ob überhaupt irgendjemand so naiv wäre, zu glauben, dass sich im Jahr 1913 nicht auch Unbeschwertes ereignet hat und von Künstlern festgehalten wurde.


Sehnen nach dem reinigenden Weltenbrand

Nun würde die kunsthistorische Forschung sicherlich nicht abstreiten, dass es Bilder einer solchen Vorahnung gibt und dass gerade die Mitglieder des Blauen Reiter, der berühmten Münchner Künstlervereinigung, der auch Franz Marc angehörte, vielleicht sogar mehr als bloße „Seismographen“ ihrer Zeit waren. Es ist kein Geheimnis, dass mit die bedeutendsten Künstler des beginnenden 20. Jahrhunderts das Ende der bürgerlich saturierten Langeweile, den reinigenden Weltenbrand, der sie vom geistigen Stillstand und dem „Scheinleben“ der alten Ideen, Vorstellungen und Formen des 19. Jahrhunderts befreien sollte, geradezu herbeigesehnt haben. Marcs offene Kriegsmetaphorik ist hier mehr als auffällig:

In unserer Epoche des großen Kampfes um die neue Kunst streiten wir als „Wilde“, nicht Organisierte gegen eine alte, organisierte Macht. Der Kampf scheint ungleich aber in geistigen Dingen siegt nie die Zahl, sondern die Stärke der Ideen. Die gefürchteten Waffen der „Wilden“ sind ihre neuen Gedanken, sie töten besser als Stahl  und brechen, was für unzerbrechlich galt.[2]

Im Text des Subskriptionsprospektes zum Almanach Der Blaue Reiter „hört“ er sogar die „apokalyptischen Reiter in den Lüften“ und „fühlt eine künstlerische Spannung über ganz Europa“.


Fragwürdiges Motto: „Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen“

Franz Marcs Tirol  mit Madonna und Sense (1914), die Tierschicksale (1913) oder Kandinskys Improvisation Sintflut (1913) gehören sicherlich zu den zentralen Werken, in denen eine solche Endzeitstimmung greifbar wird. Keines davon ist in der Ausstellung vertreten. Unerlässlich ist dies nicht, denn unter den in Kochel gezeigten Werken findet man durchaus auch Unheilschwangeres: Während sich Illies im Leitartikel des Katalogs noch in einer Feier der Beliebigkeit ergeht, wagt es Kathrin Klingsöhr-Leroy, die künstlerisch Direktorin des Franz-Marc-Museums, in ihrem Begleitbeitrag nämlich sehr wohl, solche Tendenzen herauszuarbeiten. In ihren interessanten Erläuterungen zu Erich Heckels Kinderspielplatz (1912), Kranke Frau (1912) und  Parksee (1914) bereichert sie die Thematik mit kunsthistorischem Sachverstand. Es bleibt also die Frage, weshalb das Ausstellungskonzept den Besucher geradezu nötigt, sich in der inszenierten „Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen“ einzurichten und interpretatorisch nicht festzulegen. Das mag originell klingen, wird aber doch sehr schnell langweilig.

Am Ende bleibt das ungute Gefühl, dass man in Kochel vor allem auf einen wechselseitigen Publicity-Effekt von Literatur und bildender Kunst gesetzt hat, diese Rechnung aber nicht recht aufgeht. Muss ein Museum sich unter die Deutungshoheit eines gerade hippen Schriftstellers begeben? Im Glashaus sitzend, mahnt Illies den Betrachter, seine perspektivische Befangenheit zu überwinden. Doch das ist scheinheilig, denn als Schriftsteller (und Autor von 1913) hat er den Stein längst schon geworfen.


[1] Zur Zeit-Rezension vgl. Perlentaucher

[2] Franz Marc: „Die ‚Wilden‘ Deutschlands“, in: Der Blaue Reiter, München 122012, S. 28 ( Erstauflage 1912)



‚Wer hat Angst vorm gelben Mann?‘ – Chronik eines schleichenden Ausverkaufs im Bordelais

Im Sommer 2012 versetzte ein chinesischer Investor eine ganze Region in helle Aufregung: Eines der renommiertesten Weingüter des Burgund, Château Gevrey-Chambertin, wurde für 8 Millionen Euro an den Tycoon der Glückspielindustrie aus dem Land der Mitte verkauft. Was im Burgund noch ein Einzelfall ist, ist im Bordelais schon gang und gäbe. Droht dem großen französischen Kulturerbe der Ausverkauf?

„Le vin est mort“, davon ist der alteingesessene Weinbauer aus dem Bordelais überzeugt, denn allen Bürgerinitiativen und protektionistisch grundierten Rettungsaktionen zum Trotz kann er den Ausverkauf seines Terroir an den kalifornischen Wein-Magnaten Robert Mondavi nicht mehr verhindern. Diese Szene spielt im Jahr 2003, kurz vor dem Höhepunkt der Krise der Weinbranche in der Bordeaux-Region. In nostalgischer Brechung hat Jonathan Nossiter in seinem hinreißenden Doku-Drama Mondovino (2004) gezeigt, was Globalisierung im Weinbau für die französische Seele bedeutet: Wie Cervantes‘ Don Quijote lässt Nossiter den bodenständigen französischen Vigneron mit all seinen edlen Rittertugenden antreten gegen die träge, uninspirierte Kraft der Windmühlen aus Napa-Valley. Jahrhunderte alte Kulturüberlieferung wird ausgespielt gegen einen global diktierten Massengeschmack, ländliches Kleinidyll punktet vor industrieller Großproduktion, weiß schlägt schwarz – zumindest auf ideeller Ebene. Dabei war das französische Wein-Märchen schon 2004 längst nicht mehr so romantisch, wie der stilbewusste Konsument sich das vielleicht gewünscht hätte, denn es handelt auch und besonders vom Geld, und das nicht nur auf schwarzer Seite.


Die Wurzeln des Übels reichen zurück in die 80er Jahre

Da der Markt in den 80er Jahren der starken internationalen Nachfrage nicht entsprechen kann, werden im Bordelais 20.000 Hektar neue Anbauflächen erschlossen. Produzenten, die bislang klassischen „Vin de table“ herstellten, satteln um auf die lukrativere „Appellation d’origine contrôlée“ (AOC) ohne es mit den höheren Produktionsanforderung dieser Qualitätsstufe – z.B. die vorgeschriebene Pflanzdichte für Weinstöcke – allzu genau zu nehmen. Um das Wachstum zu beschleunigen, wird tonnenweise Mist als Dünger ausgebracht – eine Maßnahme, die jedoch kurzfristig nicht gerade zur Qualitätssteigerung der Reben beiträgt . „Pisser de la bibine“ nennt der Franzose das blumig: der Weinberg „pinkelt“ erst einmal fünfzehn Jahre lang ein übles „Gesöff“. Immerhin explodieren kurzfristig die Ernteerträge. Nahezu alles lässt sich verkaufen. Schon in dieser Zeit scheint so mancher Weinbauer schwach geworden zu sein: Eine ganze Reihe von Großkonzernen wie AXA, Alcatel oder Chanel wittern Rendite und kaufen traditionsreiche Châteaux auf und sich damit ins Weingeschäft ein.

Doch schlechte Qualität rächt sich auf Dauer. In den Folgejahren kommt es zu einem europaweiten steten Rückgang beim Konsum von Bordeaux-Weinen. Im Jahr 2000 kann die Produktion erstmals nicht mehr in vollem Umfang abgesetzt werden. Mit Hilfe von EU-Subventionen werden mehrere Millionen Hektoliter unverkäuflichen Weins zu Industriealkohol destilliert. Ein moderater Rückbau der Produktionsflächen trägt außerdem zur allmählichen Stabilisierung der Preise bei. Seit 2006 ist ein leichter Aufwärtstrend zu verfolgen, der jedoch vor allem dem steigenden Export in die USA und nach Asien geschuldet ist.


…ein wenig wie die Teezeremonie im fernen Osten

Im Jahr 2010 steht China erstmals auf Platz eins unter den Konsumenten von Bordeaux-Weinen. In diesem Jahr werden 251 000 Liter Wein ins Land der Mitte exportiert, was einem Umsatz von 333 Millionen Euro entspricht.  Im Januar 2011 vermeldet Gbtimes euphorisch, Bordeaux-Weine befänden sich auf „Eroberungszug“ nach China, dem neuen Eldorado unter den Absatzmärkten. Eine besondere Herausforderung für die Professionellen der Weinbranche stelle künftig vor allem die Aufgabe dar, den Chinesen „den französischen Wein zu erschließen, ihn in seinen Raffinessen zur erklären und aufzuzeigen, inwiefern sein Genuss auch eine Kunst sei – ein wenig wie die Teezeremonie im fernen Osten.“


30 Weingüter seit 2008 an Chinesen verkauft

Wen wundert’s? Die Chinesen haben schnell dazugelernt und binnen weniger Jahre Gefallen an dem Kult gefunden, den der Franzose seit Jahrhunderten um seinen Rebsaft betreibt: Im Oktober 2012 spricht das ZDF-Auslandsjournal von einem Importvolumen in Höhe von 600 Millionen Euro jährlich. Doch Investoren aus China kaufen nicht nur Weine, sondern auch die dazugehörigen Châteaux: Seit 2008 wurden etwa 30 Weingüter aus dem Bordelais, vor allem aus den Gegenden Médoc, Saint-Emilion und Castillon, an finanzstarke Chinesen verkauft. Das treibt vor Ort die Preise hoch, so dass einheimische Bieter finanziell oft nicht mehr mithalten können. Und was Chanel schon in den 80er-Jahren recht war, das kann einem chinesischen Fernsehstar nur billig sein: Im November 2011 erwirbt die in China populäre Schauspielerin Zhao Wei das traditionsreiche Schloss Monlot – 7 Hektar der Appelation Saint Emilion Grand Cru – für geschätzte 4-5 Millionen Euro. In einer feierlichen Zeremonie erhält sie von der traditionellen Bruderschaft der Bordeaux-Winzer den Ritterschlag. Dass die geschäftstüchtige TV-Ikone aus dem fernen Osten mit ihrer Medaille dann auch noch für Elle posiert, wird so manch eingesessem Traditionswinzer dann doch zu viel.


„Bordeaux contre Ningxia“

Im Sommer 2012 kommt das Fass schließlich zum Überlaufen, wenn auch nicht im Bordelais, sondern im Burgund: War die überschaubare Spitzenregion bislang von ausländischen Aufkäufen weitgehend verschont geblieben, so geht nun Gevrey-Chambertin, eines der renommiertesten Weingüter des Bourgogne für 8 Millionen Euro an einen chinesischen Investor, der sein Geld vor allem in der Glücksspielindustrie angehäuft hat. Vor Ort reagieren die Winzer gekränkt. Mit Polemik wird nicht gespart: Die Chinesen hätten doch keinerlei Interesse am Wein. Sie schmeichelten mit diesen Aufkäufen doch bestenfalls ihrem Ego. Der rechtspopulistische Front National bläst sogar zum patriotischen Schulterschluss gegen die fremde Bedrohung einheimischen Kulturgutes, und verschreckte Leserbriefschreiber drohen, im Gegenzug morgen einfach „ein Stück Chinesische Mauer“ aufzukaufen.

Bei allem Verständnis für die Globalisierungsskepsis der französischen Seele: Die Angst vor der Übernahme durch den fernen Osten, die sich seit einiger Zeit in französischen Weinbergen breit macht, ist berechtigt, aber sie ist auch ein hausgemachtes Problem, denn  Geld hat auch ihr nie gestunken. Vielleicht bekommen die Franzosen ihre Weingüter aber auch bald wieder günstig zurück. Bei der Blindverkostung „Bordeaux contre Ningxia“ durch ein französisch-chinesisches Sommelier-Team in Peking im Dezember 2011 lagen nämlich ausschließlich chinesische Crus auf den ersten vier Plätzen. Könnte also durchaus sein, dass die patriotischen Chinesen künftig dann doch lieber ihre eigenen Weine trinken.



Sogar Picasso hat getwittert!

„Pablo und Sabartès schrieben einander fast täglich, um sich wertlose und uninteressante Informationen mitzuteilen, aber sie taten das in der denkbar kunstvollsten, dunkelsten, hintergründigsten Weise.“

(Francoise Gilot, Leben mit Picasso, 1964)


Musée Picasso

Musée Picasso d’Antibes, 2012



Schaf im Wolfspelz

Am 13. August ist Slutwalk in Deutschland.

Wenn die Aufmachung für viele Frauen derart wichtig ist, so weil sie
ihnen illusorisch sowohl die Welt als auch ihr eigenes Ich liefert.
(Simone de Beauvoir)

Von verschiedenen Anhängerinnen des SlutWalk habe ich gehört, es gehe der Bewegung nicht eigentlich darum, einen sexy oder landläufig gar als vulgär empfundenen Kleidungsstil zu verteidigen oder zu propagieren. Auch lässt sich beobachten, dass der Anteil an Frauen, die dem Marsch im ‚Schlampen‘-Outfit eine gewisse Medienwirksamkeit sichern, in Abhängigkeit von Ländern und Städten stark variiert: In Neu Delhi war frau deutlich weniger freizügig als in Toronto; in München – so die Organisatorinnen im Vorfeld – dürften die Kameras am 13. August weniger Haut vor die Linse bekommen als in Berlin. Und auf Nachfragen hin versichern viele Frauen schnell, dass sie selbst in ganz normaler Kleidung auflaufen würden, denn das Ideal, für das man kämpfe, sei letztlich universell:

1. Sexuelle Gewalt gegen Frauen ist inakzeptabel.
2. Jede Frau soll das Recht haben, sich so zu kleiden wie sie will.

Da ein Zusammenhang zwischen Kleidung und Auftreten einer Person und ihrem relativen Risiko, vergewaltigt zu werden, bisher statistisch nicht nachgewiesen werden konnte, müssen wir – der Logik der Bewegung folgend – diese beiden Motivationsstränge also entkoppeln und davon ausgehen, dass der SlutWalk für beide Anliegen simultan eintritt. Genau an diesem Punkt verfällt die Bewegung meines Erachtens aber in einen double-bind, aus dem sie nur schwer wieder herauskommt.

Anlass zu Euphorie

Eins ist völlig unstrittig: Von der indischen Geschäftsfrau über die verheiratete Muslima bis hin zur Hotelangestellten aus Guinea sollte den Frauen, unabhängig von Alter, Status, kulturellem oder religiösem Hintergrund keine Gelegenheit zu schade sein, sich zu vereinen und gegen sexualisierte Gewalt auf die Straße zu gehen. Dass dies in Deutschland zum ersten Mal seit 10 Jahren wieder der Fall ist und dass hier ein Anliegen wieder aufgegriffen wird, für das die Frauenbewegung seit den 70er-Jahren mit konstanter Beharrlichkeit eintritt, gibt Anlass zu Euphorie. Denn es genügt nicht, beim bisher Erreichten stehen zu bleiben: Beratungs- und Notrufstellen, Frauenhäuser, die Strafbarkeit von Vergewaltigung in der Ehe seit 1997 – all das waren wichtige Schritte im Kampf gegen sexualisierte Gewalt. Und doch bleibt noch vieles zu tun, vor allem, weil in den letzten 20 Jahren die Bedingungen angesichts einer fortschreitenden Pornographisierung des öffentlichen Raumes nicht gerade leichter geworden sind.

Hier sind wir jedoch an dem Punkt angelangt, an dem die Bewegung sich in die Selbstwidersprüchlichkeit verstrickt. Denn es scheint mir viel zu kurz gegriffen, wenn man im Zusammenhang mit Vergewaltigung mögliche Ursache-Folge-Überlegungen nur in Bezug auf die einzelne Täter-Opfer-Relation hin anstellt, statt den Blick auf gesamtgesellschaftliche Entwicklungen zu lenken. Der eminente Einfluss einer pornographischen Ästhetik auf die Werbe-, Musik- und Modeindustrie findet sich exemplarisch gespiegelt z.B. in Dolce&Gabbanas Gang-bang-Kampagne, in der bis auf die sexy Highheels fast nackten Shakira im Käfig („She Wolf“) bis hin zu ungezählten frauenverachtenden Hip-Hop-Songs und Clips, mit denen Millionenumsätze erzielt werden. Zur unterhaltsamen Veranschaulichung der Mechanismen, die in der Musikindustrie am Werk sind, sei allen LeserInnen der ironische Hitgenerator mit eingebautem Profitkalkül ans Herz gelegt: Um Musik geht es hier jedenfalls schon lange nicht mehr! Immerhin lernen medienversierte Mädchen in unserer westlichen Welt schon sehr früh, was sie tun müssen, wenn sie einmal groß rauskommen wollen.

„So what?“

„So what?“ wird mir die überzeugte SlutWalkerin entgegnen. Mit welchem Recht urteile ich über die ästhetischen Präferenzen von Frauen?

Im zeitgenössischen medialen Horizont verweisen die Begriffe „Nutte“, „Hure“, „Schlampe“, deren positivierende Aneignung die SlutWalk-Bewegung intendiert, direkt auf die Komponente des Pornographischen. Es scheint hier also auch und nicht zuletzt um den Versuch einer Aneignung und Aufwertung pornographischer Ästhetik zu gehen und das, man höre und staune, angeblich getragen von ALLEN Frauen – also auch von denen, die in Jeans und Schlabberpulli am Marsch teilnehmen, weil sie guten Willens gegen sexuelle Gewalt und für vestimentären Liberalismus eintreten. Doch das Pornographische ist eben mitnichten ein Phänomen, das sich zum Gegenstand rein ästhetischer Präferenzen umdeuten ließe. Wäre das der Fall, dann würde es sofort an Attraktivität einbüßen, denn es lebt ja gerade nicht von der Repräsentation einer freien, gleichberechtigten Sexualität, sondern von der Inszenierung eines Machtgefälles. Der Nuttenlook ist das Zeichen, das genau hierauf verweist.

In ihrer Studie von 2004 beklagt Annette Sörensen bereits, „dass durch die neue Pornographieoffensive alte Geschlechtsrollenstereotype wieder Verstärkung erfahren und die großen Fortschritte der 90er Jahre, als Frauen in sehr vielfältigen Rollen – von der Mutter bis zur Unternehmerin – dargestellt wurden, unter der Vorherrschaft einer erschreckenden Wiederholung von als Objekten dargestellten sexualisierten Frauen einen heftigen Rückschlag erleben“. Viele Studien belegen einen Zusammenhang zwischen Pornographiekonsum und männlicher sexueller Aggression gegen Frauen. Natürlich gibt es auch solche, die diese Zusammenhänge relativieren oder gar negieren, aber die vielleicht bekannteste unter ihnen wurde bezeichnenderweise von einem Erotik- und Medienunternehmer in Auftrag gegeben (die des Sexualwissenschaftlers Kurt Starke).

Es muss also die Frage erlaubt sein, ob eine sich mit Blick auf Medienwirksamkeit prostituierende SlutWalk-Bewegung nicht letztlich wieder dem anheimfällt, was sie selbst anklagt: Der – im Grunde ja erwartungskonformen – (Selbst-)Inszenierung der Frau als verfügbares Objekt männlichen sexuellen wie auch materiellen Interesses.

My body, my choice?

Und noch etwas: „Hijab, Hoody, Hotpants. My body, my choice!“ Mit dieser sicherlich gut gemeinten, großzügigen Geste ist frau um kulturübergreifende Integration bemüht. Ich halte es jedoch für unwahrscheinlich, dass die Hijab-tragende gläubige Muslima bereit sein wird, sich für einen westlichen Kulturimperialismus unter der Ägide der ‚Schlampe‘ vereinnahmen zu lassen. Ihren Kampf gegen sexuelle Gewalt wird sie also in einem anderen Kontext führen müssen. Die mit Migrationsfragen befasste Harsha Walia, Kanadierin asiatischer Abstammung, hat diesen blinden Fleck bereits aufgezeigt.

Ich befürchte, der SlutWalk ist gerade in seinem popularitätsverbürgenden Leitgedanken über die alte weibliche Dressurlogik der Selbsterniedrigung nicht hinausgekommen. Esther Vilar, die Stammmutter des gepflegten Frauenhasses, hat sie zynisch analysiert:

Spätestens mit zwölf Jahren – einem Alter, in dem die meisten Frauen beschlosssen haben, die Laufbahn von Prostituierten einzuschlagen, das heißt, später einen Mann für sich arbeiten zu lassen und ihm als Gegenleistung ihre Vagina in bestimmten Intervallen zur Verfügung zu stellen – hört die Frau auf, ihren Geist zu entwickeln. Sie lässt sich zwar weiterhin ausbilden und erwirbt dabei allerlei Diplome – denn der Mann glaubt, dass eine Frau, die etwas auswendig gelernt hat, auch etwas weiß (ein Diplom erhöht also den Marktwert der Frau) -, doch in Wirklichkeit trennen sich hier die Wege der Geschlechter ein für allemal. Jede Verständigungsmöglichkeit zwischen Mann und Frau wird an diesem Punkt abgeschnitten, und zwar für immer. („Der dressierte Mann“)

Sie finden das misogyn und destruktiv? Ich glaube nicht, dass es das wirklich ist. Vermutlich würde Esther Vilar den jungen Frauen auch heute noch empfehlen, sich den Mann zum Vorbild zu nehmen, denn der ist sexy und „schön“, weil er „denkt“!



Auf den Spuren der Gräfin

„Ich muss an die letzte Konfirmation in der kleinen Dorfkirche in Quittainen denken. Da standen acht Mädchen in weißen Kleidern und sechs Jungen im ersten blauen Anzug. Ich sah sie nur durch einen Schleier, denn mir wurde plötzlich ganz klar, daß keiner dieser Jungen – wie doch alle ihre Väter – noch einmal vor diesem Altar stehen würden und dass es das Los der meisten dieser kleinen Mädchen sein werde, allein zu bleiben. […] Und draußen vor der Kirche lagen Soldaten in der Sonne und warteten. Warteten, bis sie schließlich am 21. Juni zum Marsch gegen Rußland antreten. Seither nimmt man eigentlich immerfort Abschied, nicht nur von Menschen – von allem, was man liebt: den Wegen, die wir oft geritten sind, den Bäumen, unter denen wir als Kinder spielten, der Landschaft mit ihren Farben, Gerüchen, Erinnerungen.“

(Kwitajny im Juni 2011)

Dies hielt die 31-jährige Marion Dönhoff 1941 während eines mehrtägigen Ritts durch ihre Heimat Masuren fest. Im Januar 1945 wird Quittainen der Ort sein, von dem aus die junge Gräfin und letzte Gutsherrin des Dönhoffschen Besitzes in Ostpreußen nachts, bei über 20 Grad minus, mit ihren Leuten die Flucht vor den Russen gen Westen antritt.


Aus Quittainen wurde Kwitajny

Die kleine, 1714 – 1719 errichtete Kirche gibt es immer noch. Der Ort heißt heute Kwitajny, so wie aus Elbing Elblag, aus Marienburg Marbork und aus Allenstein Olsztyn geworden ist. Das Gut in Quittainen existierte schon zur Ordenszeit im 13. Jahrhundert. Gutsanlage und Gutsdorf zählen zu den ältesten Dörfern in diesem Gebiet und gelangten 1744 in den Besitz der Grafen von Dönhoff. Herrenhaus und Dorf – nicht jedoch zahlreiche der damaligen Bewohnerinnen und Bewohner – haben den Krieg fast unversehrt überstanden, während der Dönhoffsche Hauptsitz, Schloss Friedrichstein in der Nähe von Königsberg, dem heute russischen Kaliningrad, von der Roten Armee restlos zersört wurde.

„Beachtenswert ist die sehr gut erhaltene Architektur des Gutsdorfs. Es sind schöne eingeschossige Bauten aus rotem Backstein mit Satteldach […].Vor den Häusern befinden sich Naturteiche und in der Nähe des Herrenhauses die […] Barockkirche. Der gesamte Gutskomplex, eingebettet in einem weiten Tal zwischen Wiesen und Feldern, hat außergewöhnlich gut die Merkmale einer historischen Dorflandschaft beibehalten, die durch den Großgrundbesitz geprägt wurde.“ (in: Schlösser und Gutshäuser im ehemaligen Ostpreußen, Malgorzata Jackiewicz-Garniec und Miroslaw Garniec, S. 81).


Vieles ist noch erhalten

Wer Kwitajny besucht, wird überrascht sein von der schlichten und zugleich stolzen Präsenz des Dorfes. Seine Geschichte zeigt der Ort mit einer ähnlich hochmütigen Bescheidenheit wie Marion Dönhoff die ihre. Lange nicht jeder Reiseführer weist überhaupt auf Kwitajny hin und im Dorf gibt es weder „Hinweisschilder“ noch öffentlich-museale Einrichtungen. Nein, der Ort ist einfach da, in einer melancholisch-erhabenen Mischung aus gestern und heute. Neben der kleinen Kirche ist noch einiges mehr des historischen Gutsdorfs erhalten. Das ehemalige Herrenhaus wurde privat saniert, das daneben liegende ehemalige Rentamt, in dem sich Rentmeisterin Marion Dönhoff in der Zeit des Zweiten Weltkriegs einrichtete, ist hingegen verfallen, jedoch noch vorhanden. Ebenfalls verfallen, aber noch zugegen, ist die große landwirtschaftliche Gutsanlage mit den ehemaligen Stallungen und Speichern – umrahmt mit Verbotsschildern: Kein Zutritt, Einsturzgefahr. Von der Anlage geht eine gespenstische Atmosphäre aus, die von der friedlich anmutenden Stimmung des Dorfes mit seinen Teichen wieder aufgefangen wird.

(Kwitajny im Juni 2011)
Umgeben ist der Ort von weiten Ländereien, sicherlich ebenfalls alle ehemals unter Dönhoffscher Leitung. Marion Dönhoff, tüchtig wie eh und je, war damals von früh bis spät auf den Beinen und kümmerte sich um die einzelnen Güter, Werkstätten, Feld- und Waldwirtschaft. Innerlich sieht man die junge Gutsherrin auf ihrem Pferd über die Felder reiten. „Wer je auf dem Rücken eines edlen Pferdes im Slalom um die aufgestellten Getreidehocken über die herbstlichen Stoppelfelder galoppierte, der wird nie etwas anderes seine Heimat nennen als Ostpreußen.“, so die Gräfin später.


Im Chaos der Kriegsfurie

Doch man stellt sich stets auch die sich zusammen rottenden, verzweifelten Menschen in jener Nacht vor, als sie einen Treck bilden und das Dorf im Chaos der Kriegsfurie verlassen mussten. Man schaut eine aus dem Ort hinaus führende Straße entlang und sieht sie vor sich: die Wagen, Pferde und bepackten Menschen mit Handwagen, die „ohne Ziel und Führung hinaus in die Nacht“ ziehen. Die Haustüren bleiben unverschlossen, die Tore der Stallungen geöffnet, damit das Vieh hinaus und in den Speichern Futter finden kann. Wenige Kilometer entfernt sind schon die Kanonendonner der Roten Armee zu hören.

Tief berührt, ja demütig, blinzelt man wieder in die Sonne, die dann und wann zwischen den masurischen Wolken über dem heute so friedlichen, bescheidenen – und doch wissenden – Kwitajny liegt.

1962 schreibt Marion Dönhoff:

„Ich muss noch einmal – zum letzten Mal – hier die Namen der Gutshöfe niederschreiben, alle diese schönen Namen, die nun keiner mehr nennt, damit sie wenigstens irgendwo verzeichnet sind: Quittainen, Comthurhof, Pergusen, Weinings, Hartwigs, Mäken, Skolmen, Lägs, Amalienhof, Schönau, Groß Thierbach, Klein Thierbach, Nauten, Canditten, Einhöfen“.

Quittainen  – Kwitajny sei hiermit einmal mehr genannt.


Literatur

  • Marion Gräfin Dönhoff: Namen die keiner mehr nennt.
  • Malgorzata Jackiewicz-Garniec und Miroslaw Garniec: Schlösser und Gutshäuser im ehemaligen Ostpreußen.
  • Alice Schwarzer: Marion Dönhoff. Ein widerständiges Leben.
  • Tatjana Gräfin Dönhoff und Jo Röttger: Weit ist der Weg nach Westen. Auf der Fluchtroute von Marion Gräfin Dönhoff.


Dem Zauberer aufs Dach gestiegen

Vor fünf Jahren wurde das neue Thomas-Mann-Haus im Münchner Herzogpark eingeweiht. Ein Nachruf.

Foto: Das neue Thomas-Mann-Haus, aufgenommen im Mai 2011

„Wir haben einen Blick auf die Poschi geworfen, wo viele Schutthaufen, viel Material herumliegt, wegen starker innerlicher Veränderung“, schrieb Hedwig Pringsheim 1937 an ihre Tochter Katja, die mit ihrer Familie nach einer überstürzten Flucht vor den Nationalsozialisten schon seit vier Jahren im Schweizer Exil lebte. Und nicht nur Katja tat sich zeit ihres Lebens schwer mit dieser „Münchner Barbarei“ – mit Enteignung und Ausbürgerung durch ein Regime, das ihrem Mann und ihr selbst das kritische Denken verbieten wollte und den Glanz der jüdisch stämmigen Familie Pringsheim, einem der gesellschaftlichen Zentren im München der ersten Jahrhunderthälfte, vernichtete.

In der Poschingerstraße 1 erlebten die Manns schon wenige Wochen nach ihrem Einzug die entbehrungsreiche Zeit des ersten Weltkriegs mit, dort schrieb Thomas Mann den Zauberberg, die ersten beiden Bände der JosefsTrilogie, die Betrachtungen eines Unpolitischen. Das Haus war stets Ort eines lebendigen kulturellen Austauschs. Die Hauptmanns, die Hesses, „die Walterschen“ (die Familie des Dirigenten Bruno Walter), der Germanist Ernst Bertram und die Schrifsteller respektive Kunsthistoriker Bruno Frank und Josef Ponten, um nur wenige zu nennen, waren regelmäßige Gäste bei den Manns. Es war auch der Ort, an dem die beiden jüngsten Kinder, Michael und Elisabeth, zur Welt kamen und an dem die Älteren, Klaus und Erika, zusammen mit der Herzogpark-Clique ihr schauspielerisches Talent entdeckten, das sie dann im  „Laienbund deutscher Mimiker“, einer selbsterkorenen jungen Theatertruppe, voll kreativen Übermuts auslebten. Hier verlobten sich Klaus Mann und Pamela Wedekind, Erika Mann und Gustaf Gründgens und dies war auch der Ort, an dem Klaus und Gustaf, Erika und Pamela ihre wechselseitige Zuneigung nicht verheimlichten.

Befremdet und wie ein Gast im eigenen Haus mag sich Klaus Mann gefühlt haben, als er zwei Tage nach Ende des Zweiten Weltkriegs als amerikanischer Soldat sein Elternhaus wieder aufsuchte und den von Bomben stark in Mitleidenschaft gezogenen Bau fast leer vorfand. In seinem ehemaligen Zimmer im Dachgeschoß stieß er auf eine Stenotypistin, die sich dort notdürftig eingerichtet hatte. Von ihr erfuhr er, dass das Haus den Nazis und ihrer Rasseorganisation Lebensborn in den Jahren 1937-39 als Stätte für die Zeugung arischen Nachwuchses gedient hatte. Was er zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnte war, dass hier nach einigen Reparaturmaßnahmen in den ersten Nachkriegsjahren einmal bis zu 50 Personen – überwiegend osteuropäische Emigranten inklusive der überlebensnotwendigen Ziegen, Schweine und Pferde – gleichzeitig leben würden.


Was soll aus dem Grundstück werden?

Eins dürfte also feststehen: Dieser Ort bietet überreichen Stoff für ein Museum, das über die Funktion einer Weihestätte für den Schriftsteller Thomas Mann und dessen Werk bei weitem hinausginge. Es ist eine Stätte die literarisch, musikalisch, schauspielerisch aber auch historisch vielfältigste Anknüpfungspunkte bietet. An diesem Ort ließen sich durch die Familie Mann hindurch wie in einem Brennglas zentrale – wenn auch nicht immer angenehme –  Stationen der Geschichte Münchens facettenreich widerspiegeln.

Es fehlte in der Vergangenheit auch gewiss nicht an Freunden und Förderern, die gemeinsam mit Elisabeth Mann-Borgese aus der „Poschi“  gerne wieder einen öffentlichen Ort der Erinnerung, einen Treffpunkt für literarisch Interessierte oder was auch immer von nur ansatzweise kulturell-gemeinnützigem  Anspruch gemacht hätten. Entgegen den Befürchtungen der Stadt München wären auch sicher die Besucher nicht ausgeblieben. Die Thomas-Mann-Allee ist heute Abschnitt einer der Haupt-Ausflugsstrecken entlang der Isar nach Norden. Dem Ansinnen der Förderer wurde jedoch im August 2001 von der Stadt aus verschiedenen, in letzter Konsequenz wohl finanziellen Gründen  eine Absage erteilt.


Sterile Perfektion ohne Fleisch und Blut

Stattdessen wurde das Grundstück 2004 privat an den Geschäftsführer der Investment-Bank Goldman Sachs im deutschsprachigen Raum verkauft. Allerdings mit einer strengen Auflage für das Neubau-Vorhaben. In den Referenzen des beauftragten Architektenbüros Dibelius, Hamburg,  liest sich das so:

 

2002 – 2005  Thomas Mann Villa, München
Neubau einer Villa mit 3 Gäste-Appartements, Innen- und Außenschwimmbad, Wellnessbereich und Tiefgarage unter der Auflage, die Gebäudehülle der ehemaligen Villa Thomas Manns zu rekonstruieren

Ein im Innenbereich also gänzlich modern gestalteter Neubau auf Luxus-Niveau, von Seiten der Stadt allerdings gekoppelt an die mehr oder weniger explizite Forderung, der Käufer möge doch seiner mit dem Erwerb des Grundstücks untrennbar verbundenen kulturellen Verantwortung wenigstens insofern gerecht werden, als er die Außenfassade der alten Thomas-Mann-Villa rekonstruiere.

Dies ist auch geschehen und so steht es nun seit sechs Jahren wieder, das Abziehbild der alten „Poschi“, gut sichtbar für alle Sonntagsflanierer und Radfahrer zwischen Isarufer und Herzogparkviertel. Strahlend weiß , die kleinen Fehler in den Proportionen des Vorbildes korrigiert, der Gartenbereich von einem Sichtschutz umgeben, der Eingangsbereich mit einer Kamera überwacht. Ein imposanter Bau an exponierter Stelle. Und doch: es ist sterile Perfektion ohne Fleisch und Blut, was den Passanten hier an sonnigen Tagen blendet und bei Regen trübsinnig stimmt.


Foto: Das neue Thomas-Mann-Haus, aufgenommen im Mai 2011


„Auf eigene Art …“

… liest man als Überschrift auf der kleinen Gedenktafel aus Plexiglas, die an der Südwestecke der Grundstücksumfriedung über die Geschichte des Ortes Auskunft gibt. Es ist ein Zitat Thomas Manns  – „Auf eigene Art einem Beispiel folgen, das ist Tradition“ -,  das sich die neuen Grundstückseigner zum Motto ihres besonderen Umgangs mit Tradition gewählt haben: Keine museale Weihestätte, kein Literaturhaus, keine Bibliothek, kein Thomas-Mann Studienzentrum sollte hier entstehen – nein, auf andere Art sollte dem prominenten Vorbesitzer hier begegnet werden.

Zur Einweihung des Hauses fand  im Mai 2006 ein Kulturabend in Form einer Ausstellung zeitgenössischer Werke der bildenden Kunst statt, betreut von Christoph Schreier, dem Direktor des Bonner Kunstmuseums, das sich der Vermittlung moderner Kunst nach 1945 verschrieben hat. Eine der Schwerpunktsetzungen des Bonner Hauses bilden die Ausdrucksformen zeitgenössischer Malerei; wichtige zusätzliche Akzente werden durch Präsentationen und Ankäufe im Bereich der Fotografie und Medienkunst gesetzt. Wer nun zum Einweihungsfest nicht geladen war, der konnte und kann sich auch heute noch ein Bild machen: In der begleitenden Publikation „Auf eigene ART. Das neue Thomas-Mann-Haus am Münchner Herzogpark“ (München 2006) präsentiert Schreier die Werke zwölf hier ausstellender zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler.

Sieht man sich den Begleitband näher an, so kann man jedoch eines festhalten: In der Münchner Ausstellung fand keine ernst zu nehmende Auseinandersetzung mit Leben und Werk Thomas Manns und seiner Familie statt. Nicht etwa weil die gezeigten Werke einem qualitativen Vergleich nicht standhielten. Ein solcher wäre angesichts der Ferne der beiden Welten ohnehin wenig sinnvoll. Vielmehr bereitet schon die Abkehr vom Buch und die ostentative Hinwendung zu demjenigen Ausdrucksmedium, das Thomas Mann Zeit seines Lebens am fernsten gestanden hat, nämlich die bildende Kunst, und noch dazu die zeitgenössische, den Boden für einen ungezügelten Wildwuchs subjektiver Assoziationen des Betrachters.


Kein Dialog mehr

Auf welche Art der Auseinandersetzung mit Tradition zielt man eigentlich ab, wenn man einem der letzten großen Erzähler der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts mit Werken begegnen will, die das Diskursive gerade ad absurdum führen? So etwa in der grünen Farbexplosion Katharina Grosses, die dem Besucher als „sinnliche Provokation“ gleich im Eingangsbereich entgegenschlägt; oder in Olav Christopher Jenssens Palindromen, in denen ein „semantischer Super-GAU“ (Schreier, S. 54 f.) inszeniert wird: Den ins Bildmedium integrierten Buchstabenfolgen ist jeder überindividuell verbindliche Sinn abhanden gekommen. Ein wie auch immer gearteter Dialog zwischen alter und neuer Sphäre kann hier also gar nicht mehr stattfinden und es spricht vieles dafür, dass er das auch nicht soll.

Die Bonner Fotografin Renate Brandt, bekannt für ihre sehr persönlichen Portraits deutschsprachiger Schriftsteller, ist mit nur einem Exponat vertreten: Mann in Grau (2001) zeigt einen rauchenden Mann mittleren Alters, der sich auf einem Stuhl sitzend vom Betrachter ab und der ornamentalen Tapete im Hintergrund zuwendet. Nach reiflicher Überlegung habe man sich  – so Schreier – dagegen entschieden, Portraits konkreter Persönlichkeiten von Dichtern und Essayisten „unter das Dach eines der ‚Überväter‘ der deutschen Literatur zu holen und damit – möglicherweise – eine Wirkungsgeschichte nahe zu legen, die im Einzelfall gar nicht stichhaltig gewesen wäre“. Stattdessen also eine Rückenfigur, „anonym“ und „unkommunikativ auf die eigene Welt bezogen“ (S. 63). Einen Dialog mit der Familie Mann kann und will freilich auch sie nicht eröffnen. Was bleibt, ist der Eindruck, dass es sich hier im besten Fall noch um eine Verlegenheitslösung handelt.

Vieles scheint dafür zu sprechen, dass jenem Kulturabend im Mai 2006 vor allem eine katalysatorische Funktion zukam. Schreiers Deutungen der Exponate in ihrem Ausstellungskontext lassen kaum Zweifel daran, dass hier in letzter Konsequenz der Geist des prominenten Vorbesitzers ausgetrieben werden soll. Die radikalsten künstlerischen Antworten auf den „noch immer auratischen Ort“ (S. 42) entsprechen durchweg der Killerphrase des ‚na und…‘, die der Pubertierende trotzig den Eltern entgegen schleudert und damit jeder Art von Verständigung die Grundlage entzieht.


‚Mit Verlaub, wir haben grade besseres zu tun!‘

Statt dessen wird Raum geschaffen für die Selbstinszenierung einer „genuss- und konsumorientierten jungen Generation zu Beginn des 21. Jahrhunderts“ (S. 50). In Roland Schapperts Video-Beitrag Bar/Vegetation, sieht Schreier einen „idealen Spiegel des alten und des neuen Thomas-Mann-Hauses und seiner Bewohner“: „Inzwischen hat eine neue, ökonomisch erfolgreiche Generation Einzug in die Villa am Herzogpark gehalten und ihr Lebensstil ist demjenigen der sich in Schapperts Video andeutet, vielleicht gar nicht so fern“ (S. 51). Wären Thomas Mann und die Seinen zum Einweihungsabend ihrer soeben wiedererstandenen alten „Poschi“ erschienen, dann hätten sie vermutlich folgendes zu hören bekommen: ‚Bleibt lieber draußen, ihr versteht uns sowieso nicht!‘ (Grosses Farbexplosion), ‚Sprecht uns  bloß nicht an!‘ (Brands Mann in Grau) und ‚Jetzt wohnen wir hier und wir haben – mit Verlaub – gerade besseres zu tun‘ (Schapperts junges Paar).

Schreiers Interpretationen der weniger radikalen Antworten hingegen wirken überwiegend  harmlos, ja teils an den Haaren herbeigezogen, etwa wenn er bei Gudrun Kemsa einen „stimmungshaften Verweis“ auf Thomas Manns „berühmte Erzählung“ Tonio Kröger diagnostiziert, den die Künstlerin bei der Konzeption der Arbeit „sicher nicht intendierte“, der im Kontext der Ausstellung aber „unwillentlich wirksam wird“ (S. 47). Und in Dieter Mammels Gemälde Der Spaziergang ein Abbild der autoritären Vater-Kind Beziehung zu sehen, wie sie auch die Lebenswirklichkeit des Patriarchen Thomas Mann und seiner Familie kennzeichnete, ist in etwa so originell, wie wenn man in einer modernen Soap ein Liebespaar ausfindig machte.


Wie hoch ist der Preis?

Nun lässt sich über Geschmack bekanntlich streiten. Gefallen an den Provokationen moderner Kunst einerseits wie auch am Werk eines klassischen Schriftstellers andererseits kann man weder sich selbst noch anderen verordnen. Was Thomas Mann betrifft, so gab und gibt es sicherlich immer noch Generationen von Lesern, die nie einen wirklichen Zugang zu seinem Werk gefunden haben und es steht zu befürchten, dass unter den nachwachsenden Generationen die Zahl derer eher noch steigen wird, die sich einer Auseinandersetzung mit der scheinbar fremden Welt eines literarischen Klassikers gar nicht mehr stellen wollen. Gerade materielle Formen der Erstbegegnung können hier aber oft sehr inspirierend wirken, wenn sie nur gut gemacht sind. In Schreiers Ausstellung sind wir Thomas Mann und den Seinen – und damit auch unserer eigenen Vergangenheit – jedenfalls nicht begegnet. Sie hält uns allenfalls einen Spiegel vor. Was wir da sehen? Eine Fassade. Und dahinter? Den Machbarkeitswahn und die autistische Selbstbezogenheit einer unerwachsenen Gesellschaft. Zu Recht muss man hier fragen, ob es vernünftig ist, die Verantwortung für kulturelles Erbe an Privatpersonen zu delegieren und welcher Preis im Zweifelsfall dafür zu bezahlen ist.

Der Kulturabend vom Mai 2006 scheint jedenfalls einmalig geblieben zu sein. Der Begleitband ist inzwischen vergriffen und wird nicht mehr aufgelegt.

Wer auf eigene Art einem Beispiel folgt, kann starke Formen der Rezeption begründen. Es kann aber auch schiefgehen. Dann hat sich der Genius des Vorbildes am Ende als stärker erwiesen.



Jonathan Franzen über Privatsphäre und öffentliche Sphäre

„Die vernetzte Welt eine Bedrohung der Privatsphäre? Sie ist das hässliche Schaustück einer auftrumpfenden Privatspäre.“ (J. Franzen)

Google Street View, der großangelegte Datenklau bei Sony, das Sammeln der iPhone-Bewegungsdaten durch Apple – kaum vergeht eine Woche ohne einen neuen Datenskandal, begleitet von einer öffentlichen Debatte um Privatsphäre und Datenschutz. Spätestens seitdem hierzulande die „datenschutzkritische Spackeria“ mit ihren provokanten Post-Privacy-Thesen auf der netzpolitischen Bühne aufgetaucht ist, ist eine neue Diskussion um das Spannungsfeld zwischen Privatspäre und Öffentlichkeit entbrannt.

Mich hat das an einen Essay des amerikanischen Romanciers Jonathan Franzen aus dem Jahr 1998 erinnert. Der Text „Riesenschlafzimmer“ (original „Imperial Bedroom“) erschien einige Jahre später in dem Band „Anleitung zum Alleinsein“ und scheint von zeitloser Aktualität zu sein, wenngleich Franzen im Vorwort einräumt, „Riesenschlafzimmer“ sei entstanden, „bevor John Ashcroft mit seiner offenkundigen Gleichgültigkeit gegenüber Persönlichkeitsrechten Justizminister wurde“. Dieser Einzelaspekt wiege jedoch geringer, als das dem Buch „zugrunde liegende Thema: die Schwierigkeit, in einer lärmenden und zerstreuenden Massenkultur Individualität und Vielschichtigkeit zu bewahren: die Frage, wie Alleinsein geht.“

Und so setzt sich Franzen, bekannt für seine schneidenden und niemals polemischen Gesellschaftsanalysen, in „Riesenschlafzimmer“ mit der überraschenden Forderung nach mehr öffentlichem Raum auseinander. Nicht die obsessiv verfochtene Privatspäre sei bedroht („Wir ertrinken geradezu in Privatspäre“), sondern vielmehr der öffentliche Raum – durch das permanente, ungenierte Hineintragen des Privaten. Ein wirklich öffentlicher Raum sei der, „wo jeder Bürger willkommen und das rein Private entweder ausgeschlossen oder zurückgedrängt ist.“ – wie bspw. beim Besuch eines Kunstmuseums, wo dreister Konsumismus absent, Anstand und Stille hingegen vorgeschrieben seien. Stattdessen jedoch werde man in der Öffentlichkeit fortlaufend mit dem Privaten belästigt, vom Redenschwinger im Bus, über die Handy-Telefonierer in der Supermarktschlange bis hin zu massivsten Entblößungen im Fernsehen, die uns noch im Wohn- und Schlafzimmer ereilen, wo das Fernsehen freilich selbst zur Schlafzimmerbühne werde.

Gleichzeitig lenkt Franzen den Blick darauf, wie Menschen in den westlichen Industrienationen heute in der Regel leben können. Es möge zwar sein, dass sich Regierungen in manchen Bereichen stärker einmischten als das noch vor hundert Jahren der Fall gewesen sei. Nichtsdestotrotz seien wir den Einmischungen der damaligen Kleinstadtschnüffeleien nicht mehr annähernd so stark ausgesetzt, wie die Generationen vor uns. Vielmehr hätten sich die Möglichkeiten privater Rückzugsräume vervielfacht. Selbst die Fortbewegungsmittel seien weitgehend privat. Kurzum: Das historisch auf Louis Brandeis zurückgehende „Recht, in Ruhe gelassen zu werden“, werde insgesamt „nicht ausgehöhlt, es explodiert“.

Das Öffentliche ist das Gemeinsame und das Private das Eigene. Beide bedingen sich, beide brauchen einander in ausgeglichener Weise und zwischen beiden verläuft dennoch eine sensible Grenze. „Deshalb ist die Verletzung des öffentlichen Raums, vom Empfinden her, der Verletzung der Privatsphäre ganz ähnlich“, findet Franzen.

Und deshalb ist das Bedürfnis nach Öffentlichkeit ebenso grundlegend wie das nach Privatsphäre, ohne die die Entwicklung von Individualität nicht gelingt. Franzen meint jedoch stets eine Öffentlichkeit, in der das Private sich zurücknimmt, und nicht eine Öffentlichkeit, derer man sich im Übermaß bedient, um persönliche Eitelkeit zu nähren.



Kleine Hommage an St-Paul

Idee und Bildbearbeitung: Manuela Maurer
Fotos: Martina Maierhofer
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Vom Umgang mit ‚Rechtsschändern‘

In der Debatte um die Tötung von Terroristenführer Osama bin Laden und inwieweit diese mit einer christlich-demokratischen Grundordnung vereinbar sei, wird immer wieder auf den Widerstand gegen das Naziregime und das Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 verwiesen. Tenor: Man habe es sich damals nicht leicht gemacht, aber schlussendlich die Ermordung für notwendig und legitim erachtet. Deshalb ist die Tötung bin Ladens erst recht legitim.

So diskutiert etwa Jörg Kürschner, MDR-Korrespondent im ARD-Hauptstadtstudio, in seinem Kommentar die Frage: „Ist der Tyrannenmord an Osama Bin Laden vertretbar?“ und verweist dabei auf das Beispiel des Hitler-Attentats: „Der Kreisauer Kreis um Stauffenberg hat versucht, diesen Tyrannen zu ermorden“.

Tatsächlich waren es die führenden Köpfe des sog. Kreisauer Kreises, insbesondere Helmuth James von Moltke, die ein Attentat ablehnten. Erst nach der Verhaftung Moltkes im Januar 1944, infolge derer sich der Kreisauer Kreis faktisch auflöste, schlossen sich einige Kreisauer der Stauffenberg-Gruppe an. Moltke, hochgebildet und tiefreligiös, Jurist und speziell Völkerrechtler, lehnte im Gegensatz etwa zu dem Protestanten Dietrich Bonhoeffer einen gewaltsamen Putsch ab, da er einerseits die Gefahr einer neuen Dolchstoßlegende sah und andererseits überzeugt davon war, dass gerade „Gewalttätigkeit das Grundübel nicht beheben“ könne (vgl. dazu Beate Ruhm von Oppen, Briefe an Freya 1939 – 1945, Biographie, S. 53).

Der Kreisauer Kreis war eine Gruppe des bürgerlichen Widerstands, der auch wichtige Kirchenmänner angehörten und die sich intensiv und detailliert mit der politisch-gesellschaftlichen Neuordnung nach der Diktatur, von deren absehbarem Zusammenbruch sie fest überzeugt waren, befassten. „Vor allem anderen war ihnen die Erneuerung der moralisch-ethischen Maßstäbe wichtig. Sie waren sich darin einig, daß ohne metaphysische Dimension weder das Individuum noch die Nation leben könnte.“ fasst Marion Gräfin Dönhoff die Gesinnung des Kreisauer Kreises zusammen (in: „Zivilisiert den Kapitalismus“, S. 205). Wie zukunftsweisend die Kreisauer dachten, zeigt sich bereits in dem großen Stellenwert, den sie – schon damals – Europa als einem zukünftig föderalen Europa mit einheitlicher Währung beimaßen.

Ein weiteres wesentliches Thema, das die Kreisauer für die Neuordnung der Gesellschaft erörterten, war die Bestrafung von Rechtsschändern (statt: „Verbrechern“). In einem 1943 entworfenen Dokument hielten sie fest:

„Als Rechtsschänder ist zu bestrafen, wer wesentliche Grundsätze des göttlichen oder natürlichen Rechts, des Völkerrechts oder des in der Gemeinschaft der Völker überwiegend übereinstimmenden positiven Rechts in einer Art bricht, die erkennen läßt, daß er die bindende Kraft dieser Rechtssätze freventlich mißachtet. Rechtsschänder ist auch, wer den Befehl zu einer rechtsschändenden Handlung gibt, in verantwortlicher Stellung dazu auffordert oder allgemeine Lehren oder Weisungen rechtsschändender Art erteilt. […]“ (vollständig nachzulesen hier).

Diese vom Kreisauer Kreis erdachten Grundsätze lenken den Blick durchaus wieder kritisch auf Obama, wenn er tatsächlich den Befehl zur Exekution bin Ladens gegeben hat.

„Bei einer auf Befehl begangenen Rechtsschändung ist der Befehl kein Strafausschließungsgrund es sei denn, daß es sich um eine unmittelbare Bedrohung von Leib oder Leben des Täters handelt oder ein sonstiger Zwang vorliegt, der nach den näheren Umständen die Befolgung des Befehls nicht als offenkundig unsittlich erscheinen läßt. “

Den aktuellen Presseberichten zufolge, scheint festzustehen, dass bin Laden entgegen der ersten Darstellungen der Amerikaner doch unbewaffnet war und auch keine menschlichen Schutzschilde eingesetzt hat. Zu diskutieren wäre danach allenfalls der „sonstige Zwang“ als Rechtfertigungsgrund für die Tötung bin Ladens und dazu ist deren genauer Ablauf von entscheidender Bedeutung.

So einfach lässt sich der „Tyrannenmord“ also nicht rechtfertigen – jedenfalls nicht, wenn man sich auf den Kreisauer Kreis beziehen will.